In seiner Jahrestagung am 25.11.2022 befasste sich das Südtiroler Landesethikkomitee mit dem medikamentös assistiertem Suizid. Nach einer detaillierten Information über die derzeitige rechtliche Lage in Italien wurde die Bewertung der medikamentös assistierten Selbsttötung aus medizinethischer und palliativmedizinischer Sicht beleuchtet.

Am Nachmittag vertieften Expertinnen und Experten das Thema aus Sicht der Palliativ- und Intensivmedizin, der Pflege- und Seniorenwohnheimen, des Hospiz sowie aus philosophischer und theologischer Sicht.

Der Brixner Moraltheologie Martin M. Lintner, Mitglied des Landesethikkomitees, brachte dabei die Sicht der Religionen im Allgemeinen und der katholischen theologischen Ethik im Besonderen ein. Er betonte, dass das Anliegen der theologischen Argumentation nicht im Rekurs auf religiöse Überzeugungen liegt, sondern kritisch nach dem Verständnis des Menschen und der Freiheit zu fragen, die den verschiedenen Positionen zugrundeliegen. Die theologische Ethik bringe auch die sozialethische Dimension  in die öffentlichen Debatten zum medikamentös assistierten Suizi ein.

Mit Blick auf die die Beneluxstaaten, in denen der assistierte Suizid sowie Tötung auf Verlangen vor 20 Jahren legalisiert worden sind, warnte er vor einer zunehmenden Ausweitung der Praxis und davor, dass auf schwer kranke Menschen der soziale Druck wachsen könne, ihrem Leiden durch assistierten Suizid ein Ende zu bereiten.

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Foto: LPA/Fabio Brucculeri