Das Forschungsprojekt
Das Projekt untersucht, inwiefern Vielsprachigkeit ein Vehikel sozialer Einheit im kirchlichen und religiösen Kontext Südtirols mit seinen drei offiziellen Sprachen Italienisch, Deutsch und Ladinisch ist. Mithilfe eines interdisziplinären Ansatzes werden soziolinguistische Methoden der Teilnehmenden-Beobachtung, Ethnographie und Diskursanalyse angewendet, um den gegenwärtigen Sprachgebrauch in Pfarrgemeinden und die Geschichte der Vielsprachigkeit in der Erzdiözese Bozen-Brixen zu untersuchen. Die Schriften Chiara Lubichs zu interkultureller Einheit bieten dabei die Chance, die theologische Bedeutung von Einheit näher zu ergründen und die Motivlagen linguistischer Praktiken im Licht von Lubichs charismatischer Vision auszuwerten. Die Untersuchung theologischer und spiritueller Aspekte vielsprachlicher Einheit vertieft die Frage in ihrer Partikularität und erweitert ihre Bedeutsamkeit über die Grenzen der Erzdiözese Bozen-Brixen hinaus. Die Kirche in Südtirol hat dazu beigetragen, durch die Förderung der Vielsprachigkeit Spannungen zwischen den drei Sprachgruppen abzubauen. Bislang ist jedoch noch kaum erforscht, wie oder warum das gelang. In aller Komplexität und Beziehungsvielfalt zwischen den jeweiligen Sprachgruppen und innerhalb von ihnen gibt es auf sprachlicher und auch kultureller Ebene einiges zu erforschen. Vielsprachigkeit ist ein Zukunftsthema in der heutigen Distanzen verkürzenden, globalisierten Welt, in der gelungene soziale Integration und Kommunikation von entscheidendem Wert sind. Die Analyse "Katholischer Vielsprachigkeit in Südtirol" hat eine unmittelbare Relevanz für andere Feldstudien über Kulturen und Religionen, von denen Menschen profitieren könnten, die sich für Vielsprachigkeit und den Schutz von Minderheitenrechten einsetzen.