In den letzten Jahren hat sich die Welt in ein riesiges In-vivo-Labor für institutionelle Krisen und Resilienz verwandelt. Daher ist es keineswegs überraschend, dass das Thema der institutionellen und sozio-ökologischen Resilienz derzeit breit diskutiert werden. Denn eine der wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart, mit denen lokale Gemeinschaften, Staaten und internationale Organisationen wie die EU heute konfrontiert sind, ist die Frage, wie es möglich ist, Krisen zu überstehen.

Die Literatur zur institutionellen Resilienz konzentriert sich bisher in der Regel auf die Erhaltung der Struktur, der Integrität und der Funktionsweise einer Institution nach einem plötzlich auftretenden externen Schock, und nicht auf das Erkennen neuer Entwicklungswege, wenn einige der älteren in eine Krise geraten sind. Kurz gesagt, der Schwerpunkt liegt auf der Bewahrung, nicht auf der Anpassung.

Es gibt daher wichtige Aspekte der institutionellen Resilienz, der in der Forschung bisher nicht angemessen berücksichtigt wurden, selbst in denjenigen Segmenten, die zu Recht die Notwendigkeit betonen, die Anpassung in die umfassenderen Resilienzmechanismen einzubeziehen. Dazu gehört die Tatsache, dass die untersuchte Fähigkeit bestimmte epistemische Faktoren erfordert und ermöglicht, d. h. die Art und Weise, wie Menschen denken, ihre Umgebung wahrnehmen, Informationen weitergeben, Probleme eruieren und lösen, usw.

Kurz gesagt, institutionelle Resilienz und Anpassung soll in diesem Projekt als ein wünschenswertes Ergebnis einer bestimmten Organisation des sozialen Strebens nach Wissensproduktion dargestellt werden, die sich auf eine spezifische Fähigkeit stützt - die Fähigkeit zur Problematisierung. Letztere manifestiert sich in der Regel in Fragen. Die angestrebte Konzeption soll sich daher auf Theorien des Fragens beziehen, die jedoch durch Elemente der sozialen Epistemologie und der angewandten Ontologie ergänzt werden.

Ziel dieses einjährigen Projekts ist es, die erste umfassende philosophische Darstellung institutioneller Resilienz zu liefern, die diese als kreative Anpassung denkt und nicht als schnelle Antwort auf externe Schocks.

Am Projekt forschen Ludger Jansen, Inhaber der Cusanus-Professur an der PTH Brixen, sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter Konrad Werner, Philosophieprofessor an der Universität Warschau.

(Bild Header: Royal election of Stanisław August on Wola by Bernardo Bellotto 1776; wikimedia commons)

 

Finanziert wird das Forschungsprojekt im Rahmen der Mobilitätsförderung des Landes Südtirol.

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